Hier finden stellen wir Informationen zur Verfügung, wo es in Europa Möglichkeiten gibt afghanische Musik und afghanische Instrumente gelehrt und gelernt werden können - in Musikschulen mit Musiklehrer*innen und mit traditionellen Meistermusiker*innen.

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Das ANIM Afghanistan National Institute of Music war die wichtigste Musikschule und Musikakademie in Afghanistan. ANIM wurde 2010 von dem afghanisch-australischen Ethno-Musikologen Dr. Ahmad Sarmast gegründet als die erste Herrschaft der Taliban endete. Bis zur zweiten Machtübernahme der Taliban und dem erneuten Bann jeglicher Musik und Musikerziehung im August 2021 bot ANIM in Kabul einen Lehrplan, der den Unterricht afghanischer und westlicher Musik kombiniert. Zudem ist ANIM ist eine koedukative Einrichtung, was sich auch in den ANIM Ensembles ausdrückte. Das Zohra Orchester war das erste und einzige Frauenorchester in Aghanistan und eines von acht geschlechtergemischten Musikensembles an der Akademie.
Die Akademie wurde zwischen September - Dezember 2021 mit fast 300 Schüler*innen und Lehrer*innen nach Portugal evakuiert, wo alle ANIM Mitglieder mit Hilfe des UNHCR (Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen) und auf Einladung des portugisischen Präsidenten humanitäre Visa erhielten.
Inzwischen wurde ANIM im Norden Portugals in der Stadt Braga angesiedelt. Dort setzen sie nun die in Kabul begonnene musikpädagogische Arbeit im Exil fort und rekonstruieren die das ANIM im Exil. Es soll ein Zentrum für die Lehre afghanischer Musik in Europa entstehen, in dem auch die musikpädagogische Arbeit mit verschiedenen transkulturellen Jugendorchestern mit Schwerpunkt traditioneller und neuer afghanischer Musik gepflegt werden wird.

Details | 0Mathieu Clavel unterrichtet als Dozent für afghanische Musik an den Ateliers d'ethnomusicologie (ADEM) in Genf/ Schweiz.

Die Ateliers d’ethnomusicologie (ADEM) wurden 1983 als freie Kulturorganisation gegründet, die sich den Musiken und Tänzen der Welt  verschrieben hat. Sie organisiert das ganze Jahr über Konzerte und Festivals, Unterricht und Kurse und produziert auch Bücher und CDs sowie unterstützt Musiker*innen mit Migrationshintergrund, die in der Region leben. Jedes Jahre bietet ADEM mehr als 50 Kurse in aussereuropäischen klassischen Musiken, traditionellen Musik sowie Tanzkurse an. Darüber hinaus organisiert der Verein auch Meisterklassen mit bekannten internationalen Künstlern, insbesondere seit 1995 die Sommerschule 'Croisée des cultures'.  Zudem führen die Dozent*inne des ADEM ganzjährig Musik-Unterricht an Schulen durch.

Der Rubab Unterricht von Matheu Clavel basiert auf dem traditionellen Repertoire von Kabul und den Grundlagen der Hindustani-Musik (Râga, Tâla, Saregam) mit Schwerpunkt auf die rhythmische Arbeit der rechten Hand, deren Technik wesentlich ist, um den 'Löwen der Instrumente' zum Klingen zu bringen. Der Untericht erfolgt erfolgt mündlich und ohne Partituren: Lesen ist sekundär, Zuhören grundlegend. Sobald eine solide technische Grundlage erworben wurde, ist es möglich das reiche Repertoire des nordindischen Raga zu erkunden, die Kompositionen für Sarod der Gharana, die Tradition von Gwalior, sowie die verschiedenen regionalen afghanischen Stile wie Lieder aus Belutschistan, Kaschmir und Badakhshan, in denen das Spiel der Rubab hoch geschätzt wird.
Mathieu Clavel wurde 1993 in Genf/ Schweiz geboren und begann 2015 als Rubab Schüler des afghanischen Meisters Ustad Daud Khan Sadozai. Er tritt regelmässig mit ihm weltweit bei Konzerten auf. 2021 erhielt er von Ustad Daud Khan Sadozai die „ejaza“ (Erlaubnis und Segen), um das erhaltene Wissen weiterzugeben und die Traditionsline fortzusetzen.   

Details | William Harvey mit Ustad Ramin Saqizada (Rubab) + Fraidoon Myayee (Tabla)Der Violinist, Dirigent und Komponist und Emeritus Professor des Afghanistan National Institute of Music ANIM, William Harvey war vier Jahre von 2010 - 2014  Violin- und Bratschenlehrer am ANIM in Kabul. Auf Wunsch des Direktors Dr. Ahmad Sarmast gründete er das Afghan Youth Orchestra AYO, das er acht Mal für Präsident Hamid Karzai dirigierte und während einer historischen Tournee durch die USA leitete, die er auch organisiert und für die Finanzierung gesorgt hatte. Auf dieser Tour dirigierte er das AYO mit eigenen Arrangements bei ausverkauften Konzerten in der Carnegie Hall und im Kennedy Center. Über die Konzerte des AYO wurde ausführlich in wichtigen Medien wie der New York Times, CNN, ABC und NBC berichtet.
2011 war er Gastjuror und Gastmusiker bei Afghan Star in Kabul. Seine Auftritte in dieser Show und in der beliebten Interviewsendung Bamdad-e Khosh machten ihn auf der Straße für die meisten Einwohner Kabuls sofort erkennbar. Im März 2012 dirigierte Harvey das AYO beim Saisonfinale von Afghan Star, das mit 15 Millionen Zuschauern das meistgesehene TV-Ereignis in der afghanischen Geschichte war. Beim Staffelfinale im März 2013 tat er dies erneut. Anschließend dirigierte er das AYO 2014 am Royal Opera House in Maskat, Oman.

Er hat eine Anthologie afghanischer Lieder für Violine, Bratsche, Cello und Kontrabass herausgegeben, die er für den Musikunterricht arrangiert hat.

Weitere musikpädagogische Aktivitäten zu afghanischer Musik waren:

  • Im Rahmen des Projekts „Playing Carter in Afghanistan“ nahm er alle vier Solo-Geigenstücke von Elliott Carter vor Live in Afghanistan auf, um die Hörgewohnheiten des Publikums zu erweitern
  • Aufnahmen des 'Raga Shyam Kalyan' mit den Sitar-Spielern Abhishek und Murchana Adhikary für Ariana TV in Kabul
  • Live Aufnahmen des afghanischen Volksliedes 'Bia ke birim ba Mazar' im zerstörten Darulaman-Palast in Kabul
  • Live Aufnahmen des afghanischen Volksliedes 'Qadara Sar Koneen' und 'Raga Pillo in einer 9/5-Takt-Version' mit den Musikern Ustad Ramin Saqizada (Rubab) und Fraidoon Myayee (Tabla) in Kabul  
  • 2013 dirigierte er die Aufführungen das Afghan Youth Orchestra AYO mit dem Programm 'Four Seasons of Afghanistan' im Kennedy Center, New York und ein Projektorchester aus Hunderten junger internationaler Musiker*innen gemeinsam mit dem ANIM Young Afghan Traditional Ensemble in Iguazu/ Argentinien, um das afghanische Volkslied Shakoko Jan zu spielten.
  • 2015 dirigierte er Studierende des ANIM gemeinsam mit einem Streichorchester und Baglama-Solisten aus der Türkei beim Klasik Keyifler Festival in Göreme/ Türkei sowie in Frankreich und den USA, um das afghanische Volkslied Arghawan zu spielen.
  • Nach der Evakuierung des ANIM nach Portugal setzt William Harvey seit 2022 seine musikpädagogische Kooperation mit den Studierenden dort fort.


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