„Les Kurbas“ heißt das akademische Theater in Lwiw (Lemberg) in der Westukraine. Es wurde Ende der 1980er Jahre von Wolodymyr Kutschynskyj und einer Gruppe von jungen Schauspielern gegründet, die nach dem Vorbild des bekannten ukrainischen Regisseurs Les Kurbas das Bedürfnis verspürten, etwas Neues zu schaffen. Les Kurbas war selbst auch hervorragender Schauspieler. Er gründete das modernistische Projekt „Berezil“, das seinerzeit als bestes Theater der Ukraine galt. Kurbas Stücke jedoch provozierten die ukrainische Regierung und er floh nach Moskau, um einer Verfolgung zu entgehen. 1937 wurde er dort verhaftet und erschossen.

Heute ist das Les Kurbas Theater dafür bekannt, dass ständig an neuen darstellerischen Methorden und an Schauspielertraining gearbeitet wird. In den Aufführungen geht es darum, das Publikum mit unerwarteten Interpretation zu überraschen und neue Denkprozesse durch starke Emotionen anzuregen.

Die am Theater angesiedelten Musikerinnen schaffen solo, gemeinsam in verschiedenen Formationen sowie in Kooperation mit weiteren Klangkünstlern eindrucksvolle Bühnenprogramme u.a.:

* Kurbasy Quintett - Lviv Polyphonics
* Duo Kurbasy mit Yaroslav Krysko und Olha Kolomyyets - Der brennende Busch
* Duo Kurbasy - Songs of the Ukrainian Forest
* Yusan Zillya - Unsterblichkeit der Erinnerung (Krim-tatarische und ukrainische Poesie und Musik)

Details | Kurbasy_by_Oleksandr_ShamovMariia Oneshchak, Myroslava Rachynska, Nataliia Rybka-Parkhomenko, drei Schauspielerinnen des Les Kurbas Theater gründeten 2009 die Gruppe Kurbasy mit dem Ziel, die experimentellen Theatermethoden auch auf Musik und Lieder zu übertragen. Sie wollten neue Wege finden, das Lied als lebenden Organismus zu betrachten und damit die Essenz des eigenen Lebens zu dramatisieren. Konkret heißt das: zu versuchen, tief in die Atmosphäre, Geschichte und Bedeutung jedes Liedes einzutauchen und dabei gleichermaßen mit dem Klangraum selbst, der improvisatorischen Stimme und den Klangdimensionen der Musikinstrumente zu experimentieren. Zwei junge Musiker unterstützten die drei Sängerinnen dabei: Artem Kamenkov am Kontrabass sowie Sadovyi Vsevolod mit Perkussion und Dulcimer (einer Bordunzither).

Gemeinsamen veröffentlichten sie ihre ersten experimentellen musikalischen Ergebnisse 2009 auf der CD 'raytse', die stilistisch im Bereich Ethno-Ambient angesiedelt werden kann. Weitere CDs folgten in 2017 und 2018, die sich innovativen Interpretationen traditioneller ukrainischer Folkmusik widmen.

Dem Musikensemble Kurbasy geht es um die Suche nach und die Interpretation von archaischen Zeichen – im Leben, in der Natur, in der Kultur. Die Themen ihrer Lieder sind dabei so vielfältig wie ihre Melodien. Mit dem typisch kehlig-harten Klang ihrer ukrainischen Stimmen und einer gleichzeitig wärmenden Mehrstimmigkeit lassen sie ursprüngliches ukrainisches Liedgut in neuen Farben und musikalisch experimentellen Dimensionen erklingen: mit geballter Kraft balancieren sie Naturkräfte, treten mit ihnen in intensiven Dialog: danken der Natur, zaubern mit ihr, fordern, bitten, flehen. Der Frühling wird beschworen, Die Sommersonnenwende gefeiert, Hochzeiten besungen und Lebensgeschichten erzählt.

Mit den Füßen fest in der Philosophie des heimatlichen Les Kurbas Theaters, im Kopf die Schätze aus der großen Fundgrube ukrainischen Liedguts und das Herz voller Liebe zu den eigenen traditionellen Wurzeln, verbreiten Kurbasy eine ansteckende Lust auf mehr und kreieren einen magisch-musikalischen Zauberklang auf der Bühne, dem man sich nicht so schnell und einfach entziehen kann (und will).

Das Kurbasy Quintett stand bereits auf vielen Bühnen in der Heimat sowie in anderen europäischen Ländern und den USA. Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar 2022 hat die Gruppe die Auftritte im Quintett bis auf weiteres ausgesetzt.

Mariia Oneshchak - Gesang
Myroslava Rachynska  - Gesang
Nataliia Rybka-Parkhomenko  – Gesang
Artem Kamenkov  – Kontrabass
Sadovyi Vsevolod – Dulcimer, Perkussion, Gesang

Details | 0Trotz des Russischen Krieges gegen die Ukraine bleibt das Ensemble Kurbasy in der Ukraine und geht nur auf kurze Gastspielreisen ins Ausland, bevor sie unmittelbar danach wieder in die Heimat zurückkehren. Und da die männlichen Mitglieder des Ensembles während des Krieges das Land nicht verlassen dürfen, präsentiert Kurbasy nun sein neuestes Programm in kleiner Formation.

Bereits während des Shutdown der Pandemie im Frühjahr 2020 hat Kurbasy ein Duo-Programm in den Wäldern der Region Lemberg entwickelt. Dieses Programm „Songs of Ukrainian Forest“ ist eine Reihe musikalischer Dialoge zwischen den beiden Sängerinnen Nataliia Rybka-Parkhomenko und Mariia Oneshchak, die sich selbst auf verschiedenen kleinen Klangobjekten und Instrumenten wie einer Shruti-Box mit Drone-Klängen, Glokophon und anderen Schlaginstrumenten begleiten.  

In den mondbeschienenen Bergwäldern bleibt die jenseitige Verrücktheit lebendig, die die traditionelle Musik in der Ukraine durchdrungen hat. Und die typisch gepreßten Gesangsharmonien, einzigartige Instrumente sowie magische Beschwörungsformeln bringen die Natur zum klingen. Die beiden Sängerinnen erkunden den reichen musikalischen Schatz der Ukraine in Liedzyklen entlang des Jahreskalenders und von Legenden, die die natürliche Welt beschwört und im Glauben und in Ritualen, so verfolgen sie zeitgenössische Verbindungen mit einer archaischen Vergangenheit.  
Das Duo singt Lieder und Balladen aus den Regionen Polissya, Bukowina, Poltawa, Podillya und der Zentralukraine. Außerdem werden Antikriegslieder und neue Militärlieder präsentiert, die die aktuelle Situation in der Ukraine vertiefen werden. „Songs of Ukrainian Forest“ ist ein Kammerkonzert mit einer minimalistischen Multimediaprojektion: Für dieses Programm wurde für ein Screening auf dem Backdrop eine Blume geschaffen, die Leben, Liebe und Gnade symbolisiert!    

Nataliia Rybka-Parkhomenko – Stimme, Glocophone, Perkussion
Mariia Oneshchak – Stimme, Shruti Box, Perkussion

Details | Yusan Zillya by Anastasiia KhlibnykSeit der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 arbeitete das Musikensemble Kurbasy des experimentell-avantgardistischen Les Kurbas Theater mit krim-tatarischen Künstlern zusammen, die nach Lemberg/ Lviv geflohen waren. Als Binnenvertriebene haben sie im Les Kurbas Theater eine neue Heimat und einen neuen künstlerischen Wirkungskreis gefunden.  

Die Krim-Tataren gehören zur autochthonen Bevölkerung, einer türkischsprachigen Volksgruppe, die ursprünglich auf der Halbinsel Krim lebte. 1944 wurden sie unter Stalin nach Zentralasien deportiert. Erst mit der Unabhängigkeit der Ukraine im Jahr 1991 durften die Krim-Tataren wieder in ihre Heimat zurückkehren. Nach der Annexion der Krim 2014 mussten viele fliehen, da sie massive Repression, Unterdrückung und Verhaftungen durch das russische Regime erfuhren. Auch der krim-tatarische Multiinstrumentalist, Musikforscher und Komponist Djemil Karikov und seine Tochter, die Cellistin Nial Khalilova mussten 2014 deshalb ihre Heimat Krim verlassen.

Mit der Sängerin des Ensembles Kurbasy, Natalia Rybka-Parkhomenko entwickelten sie das Projekt „Yuşan-Zillya“. In der krim-tatarischen und ukrainischen Tradition wächst auf der Krim die Pflanze „Yuşan“ = der duftende Wegerich, auch Unsterblichkeitskraut genannt und symbolisiert die Kraft, die eigene Kultur nicht zu vergessen. In diesem Projekt vereinen sie zwei Kulturen, zwei Sprachen und zwei Völker. Ukrainische und krim-tatarische Volkslieder werden vertonten Gedichten des anatolischen Sängers und Dichters Aşık Veysel gegenübergestellt. Âşık Veysel, der in jungen Jahren sein Augenlicht verlor, konnte in Begleitung seiner Saz und seiner charakteristischen Musik und Spielweise sowie seiner zutiefst poetischen Gedichte die Herzen seiner Mitmenschen erreichen.

Djemil Karikov - Saz, Baglama   
Nial Khalilova - Cello  
Natalia Rybka-Parkhomenko - Gesang

03.-08.07.2024 Fordefestivalen/ NO (Duo Kurbasy / Yusan Zillya)
10.07.2024 Les Sables d'Olonne/ FR (Duo Kurbasy)
11.07.2024 Saint Hilaire de Riez/ FR (Duo Kurbasy)
12.07.2024 La Turballe/ FR (Duo Kurbasy)
13.07.2024 Mesquer/ FR (Duo Kurbasy)
15.07.2024 Sarzeau/ FR (Duo Kurbasy)
16.07.2024 Baden/ FR (Duo Kurbasy)
17.07.2024 Lonevez Porzay/ FR (Duo Kurbasy)
18.07.2024 Benodet CT/ FR (Duo Kurbasy) 
21.07.2024 Festival Arrée Voce - Finistère/ FR (Duo Kurbasy)

05.-30.03.2025 Tournee Klangkosmos NRW/ DE (Yusan Zillya)

Sept.-Nov. 2025 Tournee Center Stage/ US (Kurbasy Quintett)

Zwischen 2013 und 2019 unternahm das Kurbasy-Quintett zahlreiche Tourneen in Frankreich mit insgesamt 30 Konzerten. Sie traten bei fast 20 Konzerten in Deutschland auf, darunter in der Berliner Philharmonie und der Alten Oper Frankfurt. Und sie unternahmen eine vierwöchige Tournee in den USA auf Einladung des Center Stage-Programms, dem einzigen nationalen Kulturförderprogramm der Vereinigten Staaten.
2023 setzte Kurbasy im Duo und mit der Trio-Produktion Yusan Zillya (Krim-tartarische Musik) die internationalen Gastspiele in Frankreich, Belgien, Österreich und Tschechien fort.

08.07.2023 Festival Les Meridiennes Tours/ FR
10.07.2023 Gilette (Côte d'Azur) - CCAS/ FR  
11.07.2023 La Napoule (Côte d'Azur) - CCAS/ FR
12.07.2023 Saint Raphael (Côte d'Azur) - CCAS / FR
13.07.2023 Frejus (Côte d'Azur) - CCAS/ FR
15.07.2023 Bormes Les Mimosas (Côte d'Azur)  - CCAS/ FR
16.07.2023 Le Pradet (Côte d'Azur) - CCAS/ FR
17.07.2023 Giens (Côte d'Azur) - CCAS/ FR
18.07.2023 Le Lavandou (Côte d'Azur) - CCAS/ FR
19.07.2023 Ramatuelle (Côte d'Azur) - CCAS/ FR
20.07.2023 Le Rayet (Côte d'Azur) - CCAS/ FR
26.07.2023 Folk Holidays Festival - Náměšť nad Oslavou / CZ
28.07.2023 Glatt & Verkehrt Festival - Krems/ AT
12.-18.10.2023 Haizebegi Festival - Bayonne/ FR

22.07.2019 Saint Maurice d'Ibie (Drôme – Dauphiné)
23.07.2019 Vaison La Romaine (Alpes-de-Haute-Provence)
24.07.2019 Avignon - Ile des Papes (Alpes-de-Haute-Provence)
25.07.2019 Six Fours Les Plages - Le Brusc (Côte d'Azur)
26.07.2019 Le Pradet (Côte d'Azur)
27.07.2019 Six Fours Les Plages (Côte d'Azur)
29.07.2019 Bromes les Mimosas (Côte d'Azur)
30.07.2019 Le Lavandou (Côte d'Azur)
31.07.2019 Saint Raphael (Côte d'Azur)
01.08.2019 Menton (Côte d'Azur)


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